Montag, 3. Dezember 2012

Kollektiv Bern – Bewegung in der freien Szene!

„Es stellt sich nicht die Frage, wer wir sind. Wir sind ja schon! Wir haben bereits je unsere Ausrichtungen und unsere Projekte. Klar, wir sind alle verschieden, aber ich glaube, die Tatsache, dass wir uns zusammen an einen Tisch gesetzt haben, zeigt, dass wir an einer gemeinsamen Sache interessiert sind.“; wirft Chri Frautschi1 in die Runde. Es ist ein Montagabend anfangs November. Zwei Gartentische in leeren, ehemaligen Fabrikationsräumen dienen als Besprechungsmobiliar. Zuvor gab’s Spaghetti und erste Weinflecken auf den Tischen.

In Stadt und Kanton Bern existieren seit vielen Jahren zahlreiche kuratorische sowie künstlerische Projekte der freien Szene, die sich teilweise nomadisierend, teilweise mit festem Raum um das Ausstellen, Vermitteln und Verhandeln zeitgenössischer Kunstproduktion kümmern. Von einzelnen AkteurInnen initiiert und eigenständig verwaltet, werden diese Off-Spaces/-Projekte ehrenamtlich betrieben und orientieren sich nicht am kommerziellen Erfolg. Ein fest etabliertes Netzwerk, das die jeweiligen Berner Projekte verbindet, bestand bisher nicht. Franz Krähenbühl2 fügt deshalb an: „Es ist ein wichtiger Schritt, dass wir uns nun bereits zum zweiten Mal treffen und diskutieren. Diese Richtung müssen wir weiterverfolgen, um auch die inhaltlichen Themen behandeln zu können.“ Einen Monat zuvor kamen verschiedene Projektverantwortliche in einem Atelier in den Berner Vidmarhallen zusammen um sich ungezwungen auszutauschen. Wie kann man besser untereinander kommunizieren? Welche Kanäle können für mehr öffentliche Sichtbarkeit genutzt werden? Und nicht zuletzt, wie positioniert man sich kulturpolitisch? Für die Beteiligten wurde klar, dass ein Kollektiv gegründet werden soll. Regelmässige Treffen und intensiver Austausch über alltägliche und praktische Anliegen institutionalisiert die Solidarität untereinander. Daniel Suter3 entgegnet: „Ich möchte aber einen Schritt weiter gehen: Ich bin wegen einer Notwendigkeit hier, ich habe beispielsweise keine Lust, eine neue Kulturagenda zu gründen. Aus meiner Sicht hat es kulturpolitische Gründe. Sachen müssen inhaltlich verändert werden.“

Das Kulturfördergesetz vom 1. Januar 2012 verschob Kompetenzen vom Bundesamt für Kultur hin zur Pro Helvetia. Aus politischen, bzw. finanziellen Gründen strich man dabei sämtliche nationale Jahresgelder an die Kunsträume der freien Szene. Als Folge dieser Entscheidung ist die Existenz der Non-Profit-Initiativen ernsthaft gefährdet. Mit dem Online-Blog „CHARTA 2016“ machten verschiedene Kunsträume aus der ganzen Schweiz auf die Dringlichkeit des Handlungsbedarfs aufmerksam. Erfreulicherweise gibt es gewisse Alternativen auf lokaler Ebene. So reservierte die Kunstkommission der Stadt Bern aufgrund der hohen Anzahl von Gesuchsanträgen dieses Jahr zum zweiten Mal einen Teil ihrer Fördergelder speziell nur für Offspaces. Allerdings reicht der gesprochene Betrag von 20'000 CHF bei weitem nicht aus, die zahlreichen Initiativen in ihrer Existenz zu sichern. Darum wollen die nicht-institutionellen Kunsträume weiterhin gegen ihre stiefmütterliche Behandlung vorgehen. Juliane Wolski4 meint: „Wir möchten die Leute dafür sensibilisieren, was es hier alles an Engagement gibt. Es soll klar werden, dass wir mit unseren Aktivitäten einen erheblichen Beitrag für eine lebendige Kunstszene leisten. Vor diesem Hintergrund wird es auch einfacher sein, sich politisch zu engagieren und für das, was wir machen, Unterstützung zu erhalten.“ Der Zusammenschluss in das Kollektiv Bern soll die Sichtbarkeit der einzelnen Projekte erhöhen und die Relevanz auf kulturpolitischem Parkett verstärken.

Doch wird eine solche Relevanz – als Kriterium für die Sprechung der Subventionsbeiträge – oftmals einer Quantifizierung unterworfen und dadurch nicht zuletzt in Relation zu Besucherzahlen und klar umrissenen Jahresprogrammen gesetzt. Gerade für die freie Szene würde eine derartige Rechnung den Genickbruch bedeuten.¨ Darum: Das Kollektiv Bern ist Kulturpolitik, aber nicht nur. „Ich hoffe auch auf eine physische Erfahrung, wo wir den Fragen nach Artikulationsformen zeitgenössischer Kunstvermittlung abseits der Lobbyarbeit in einer gemeinsamen Praxis nachgehen“, so Daniel Suter. Die kollektive Energie wird nicht bloss mit fanfarischen Protest-Aktionen verpufft, sondern das Subventions-Vakuum soll produktiv genutzt werden. Gemeinsame Sache machen heisst demnach auch, gemeinschaftliche Projekte zu lancieren. Selbstorganisation ist seit jeher eine Strategie der Offspaces und stellt den Nährboden für progressive Formen der Kunstvermittlung und Alternativen zum kanonisierten Display dar. Allerdings führt das Agieren ausserhalb des institutionalisierten Terrains häufig zu prekären Arbeitsbedingungen. Diese aber in Zeiten einer zunehmend kommerzialisierten Kunstwelt durch mangelnde Subventionierung aufrecht zu erhalten, ist definitiv nicht im Sinne einer fortschrittlichen Kulturpolitik. Eine verstrickte Lage, die umso mehr eine Haltung erfordert. Franz Krähenbühl: „Primär geht es uns um die Kunst. Nicht um Bar, nicht um Party, sondern um die Kunst. Das ist ein extrem inhaltliches und politisches Statement.“

Von Gabriel Flückiger und Sarah Merten
Illustration: Eva-Maria Knüsel

Facbeook Kollektiv Bern

Kollektiv Bern

1 Lokal-int hat zum Ziel mit schnellem Ausstellungsrhythmus und minimalem Budget zu bewegen, zu hinterfragen und zu beleben. Es versteht sich als Keimzelle für eine lebendige Kunst. // Chri Frautschi, lokal-int, Hugistrasse 3, 2501 Biel-Bienne

2 Im multidisziplinären Projekt Transform treffen sich Kunstschaffende aus verschiedenen Gattungen, um sich vor und mit dem Ort sowie den anderen Beteiligten auseinanderzusetzen. Der Raum wird zum Aktionsraum, in welchem dem Prozess und der Entwicklung einer Arbeit mehr Bedeutung eingeräumt wird, als dem finalen Produkt. // Franz Krähenbühl und Sibylle Heiniger, Transform, Güterstrasse 8, 3013 Bern

3 Marks Blond Project R.f.z.K. versteht sich als Probebühne, Plattform für Neues, Unentdecktes und Unangepasstes, das die Grenzen der Genres überschreitet. Man will politisch sein, und auf die Strasse hinausragen, heraus aus der Begrenzung des Raumes. Im Vordergrund steht immer der Prozess und die daraus erwachsende Begegnung und Kommunikation. // Daniel Suter und Johannes Lortz, marksblond

4 Grand Palais zeigt aktuelle, meist junge, ortsspezifische, projekthafte und prozessbezogene Kunst, welche von etablierten Kunstinstitutionen und Galerien weniger oder gar nicht berücksichtigt wird. Das Grand Palais dient als Plattform, um Kunst an ihrem Entstehungsort zu erleben, zu diskutieren und dadurch an ihr teilzuhaben. // Juliane Wolski, Grand Palais, Thunstrasse 3, 3005 Bern

Weitere Mitglieder des Kollektiv Bern:

[balk] ist eine Serie von künstlerischen Interventionen, welche gestaffelt an mehreren Balkonen eines Wohnblocks an der Bahnlinie kurz vor dem Bahnhof Bern stattfinden. Die Interventionen verstehen sich als Hinterfragung des spezifischen Ortes und seiner Rezeptionsbedingungen. // Gabriel Flückiger, [balk], Bahnhofseinfahrt Bern Ost

NOMAD ist eine Plattform für ortspezifische Kunst im öffentlichen Raum. Im Rahmen von NOMAD finden an ständig wechselnden Orten temporäre Interventionen statt, die neue Perspektiven auf die bespielten Orte und die Arbeit der eingeladenen KünstlerInnen eröffnen. // Alain Jenzer, NOMAD

Projekt Da versteht den Raum als Form, Kollektivprozesse als Konzept. Wir sind Künstler und wollen mit Künstlern arbeiten. // Ines Schärer und Ramon Feller,  Projekt Da

Das Lehrerzimmer ist ein in Bern einzigartiger Kunstbuch-Raum mit Café, Bar und einfacher Küche – ein Ort für lebendige Diskussion. Er vereint eine unkonventionelle Buchhandlung für zeitgenössische Kunst mit Veranstaltungen sowie einer Galerie-/Ausstellungsfläche. // Maia Gusberti und Daria Gusberti, Lehrerzimmer, PROGR-Zentrum, 3011 Bern

RAUM № ist ein nicht kommerzielles, nomadisches Ausstellungsprojekt für zeitgenössische Kunst. RAUM № manifestiert sich mit wechselnden Ausstellungskonzepten und KünstlerInnenbeteiligungen und hat dabei den Anspruch, jeweils innerhalb eines temporären Rahmens einen unmittelbaren und unkomplizierten Zugang zu Kunst zu ermöglichen. // Ba Berger, Andreas Wagner und Tobias Rechsteiner, RAUM №

Reading Room ist eine künstlerisch-kuratorische Reihe, welche einen Rahmen schafft für Praktiken und Diskurse, die das Verhältnis von Kunst und Politik untersuchen. Eingeladen werden Künstler und Wissenschaftler, die durch Projektpräsentationen, Gespräche, Lecture-Performances, Workshops oder Kurz-Ausstellungen in Innen- und Außenräumen ihre Arbeit vorstellen // Andreas Egli und Anabel Sarabi, Reading Room

weissbrotmüller verstehen sich als Produzenten von Ausstellungen, die jeweils ein Thema, eine Beobachtung oder eine Idee konzentriert aufgreifen und an verschiedenen Orten räumlich umsetzen. Sie sind Initianten von off/center - freie plattform für kunst und kuratorische praxis, die ab 2013 in Zusammenarbeit mit der visarte.bern und der Stiftung Progr 2-4 Ausschreibungen pro Jahr für Ausstellungsprojekte von Künstlern oder Kuratoren organisiert. // Kate Whitebread und Dominik Müller, weissbrotmüller

Sowie Marc Munter

Donnerstag, 15. November 2012

Depression oder Glücksfall?

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Als Mitglied des Corner College-Teams, das einen selbst-organisierten Kunstraum betreibt, stelle ich zurzeit einen Widerspruch fest- Die Streichung der „Eidgenössischen Preise für innovative Kunsträume“ hat einerseits dazu geführt, dass ich die in den vergangenen Jahren geschaffenen Strukturen unseres Raums ernsthaft finanziell gefährdet sind. Die Einnahmen des Corner Colleges haben sich innerhalb eines Jahres um mehr als dreissig Prozent reduziert. Dazugekommen sind auch noch die Kürzungen des Migros-Kulturprozent aufgrund geringer Gewinne Dank dem verstärkten Wettbewerb der Discounter, sodass wir 2013 vor der Situation stehen, nur noch unsere Türen aufschliessen zu können. Elektrizität, Wasser, Miete und Internetkosten sind bezahlt. Sorry liebe Kunstschaffende, Theoretiker und Interessierte, mehr liegt bei der derzeitigen finanziellen Perspektive für 2013 nicht drin.

Die Streichung hat aber anderseits auch dazu geführt, dass eine grosse Zahl von selbst-organisierten Räumen aufgeschrien haben, verärgert über diese kurzsichtige Umstrukturierungspolitik beim Bundesamt für Kultur und Pro Helvetia. Dieser Aufschrei ist ein erstes Zeichen des Widerstands. Bei schwerwiegenden Problemen gibt man allerdings nie auf, sondern man läuft man erst Recht zu Höchstform auf. Man befindet sich sozusagen in einem gesteigerten Arbeitsmodus, der einen dazu bringt, politisch aktiv zu werden und für seine Anliegen an die Öffentlichkeit zu treten.

Mit einem gewissen Anflug an Zynismus kann man dem kulturpolitischen Kahlschlag also auch Positives abgewinnen. Wir Betroffene haben uns zusammengeschlossen, weil wir es nicht ertragen können, das ausgerechnet wir, die wir unbezahlt und von Idealismus getrieben, nun der einfältigen (man muss das einfach so sagen) Umstrukturierungs-/Sparpolitik zum Opfer gefallen sind. Und es kommt wie immer noch dicker. Während in Zürich Millionen in den Galerienkomplex Löwenbräu investiert wurde und die nächsten Millioneninvestitionen für das Kunsthaus wohl folgen werden, dürfen wir im selbst-organisierten Strukturen darüber nachdenken, wie wir unsere leeren Räumen mit No-Budget-Programmen füllen dürfen. Das frustriert und macht wütend, denn für selbst-organisierte Strukturen fehlt zurzeit der politische und amtliche Wille, Veränderungen herbeizuführen. Wir aber werden Forderungen stellen, die uns ein menschenwürdiges Arbeiten ermöglichen, die uns ein wenig mehr Sicherheit bieten und uns wieder sinnvolle Programme machen lässt. Es brodelt – zumindest bei mir – weiterhin heftig. Es sind einige Aktionen und Vorstösse geplant.

Inzwischen kommt doch auf einen Kaffee bei einem der selbst-organisierten Kunsträume vorbei. Kaffeehäuser galten bevor Starbucks kam als Debattierhäuser. Starten wir eine Debatte über Kulturpolitik, die zum Beispiel so aussehen könnte:

Für selbst-organisierte Kunsträume muss die Eidgenossenschaft, sei es das Bundesamt für Kultur, Pro Helvetia, die zuständigen Kantone und die Städte/Gemeinden endlich eine adäquate Förderung bereitstellen, die „nachhaltige“ Strukturen schafft. Unsere Arbeit, die sehr oft von Pro Helvetia für ihre Netzwerk-Arbeit in Anspruch genommen wird, muss finanziell unterstützt werden, auch wenn im Raum kein von Pro Helvetia unterstütztes Projekt stattfindet (oder noch nie stattgefunden hat). Nachwuchsförderung ist von enormer Relevanz. Künstlerinnen und Künstler erhalten in selbst-organisierten Kunsträumen Raum für Experimente, die sie in einem kommerziellen und auf Publikumszahlen orientierten Haus nicht bekämen. Wenn die grossen Häuser massiv finanziell unterstützt werden, darf man die kleinen Räume nicht vergessen.

Letztlich gilt es festzuhalten: Ideen spriessen dort, wo die Pfade noch nicht ausgetrampelt sind. Die Kleinheit von Kunsträumen ist nicht gleichbedeutend mit Marginalität von Ideen, sondern kleine und flexible Strukturen sind der Beginn von jeder Form von Kultur, die es verdient finanziell unterstützt zu werden.

Stefan Wagner, Corner College Zürich


PS: In England hat man dies bereits erkannt. Wer mehr dazu erfahren will, findet bei Common Practice mehr Informationen. Dort kann man auch die Studie Size Matters anklicken, die einem über die Qualität und Quantität von kleinen Kunsträumen Auskunft gibt. 

Montag, 16. Juli 2012

Presa di posizione sui tagli alle sovvenzioni a spazi espositivi


Con l’entrata in vigore della nuova “ordinanza sulla promozione della cultura” all’inizio di quest'anno la situazione per gli spazi espositivi autogestiti e non commerciali è decisamente peggiorata.  Gli spazi autogestiti, a differenza di istituzioni come le Kunsthallen o i musei, non hanno a disposizione incentivi sicuri e continuativi o sovvenzioni a livello statale o cantonale. Tutti i fondi devono essere reperiti tramite domande di finanziamento a fondazioni private. I tagli, o meglio l’inspiegata scomparsa dei 220'000 CHF che fino ad ora venivano assegnati dall’ufficio federale della cultura, prima sotto forma di sovvenzioni annuali a spazi espositivi e poi, da un paio d’anni a questa parte, come «premi per spazi artistici», hanno delle conseguenze disastrose. Da un lato viene a mancare una sovvenzione urgentemente necessaria, che comporta un  dispendio amministrativo relativamente modesto e che è svincolata da un progetto specifico; dall’altro cresce la pressione sulle altre fondazioni e istituzioni. Questo comporta già adesso una diminuzione dei contributi assegnati da altri enti rispetto agli anni precedenti, o che tali contributi non siano più erogati annualmente.
A noi mancano soldi, molti soldi! A sei mesi dall’entrata in vigore della nuova legge è già palese che in queste condizioni non saremo in grado di continuare a gestire i nostri spazi o se lo saremo, sarà soltanto in maniera molto ridotta.

Con questa presa di posizione intendiamo innanzitutto  dare informazioni  sulla nostra situazione e partendo da ciò avanzare le seguenti richieste:

- Già prima di quest’anno come organizzatrici e organizzatori di spazi autogestiti e non commerciali eravamo pagati poco o nulla per il nostro lavoro. Già prima dei cambiamenti in corso era abbastanza difficile racimolare i soldi necessari per i nostri spazi. Qui non c’è margine  per dei tagli!

- A partire da quest’anno non ci sono più soldi per gli spazi espostivi. Finora città e cantoni non hanno reagito con un aumento dei loro contributi e anche le fondazioni private si stanno in parte tirando indietro o stanno riducendo le sovvenzioni. La nostra situazione quindi riguarda un po’ tutti: i responsabili  statali e cantonali,  dell’ufficio federale della cultura (UFC), così come Pro Helvetia e le fondazioni private!

- Alcuni spazi autogestiti esistono solo per un periodo limitato, altri invece sono attivi  da più di vent’anni. A breve o a lungo termine, noi abbiamo scelto consapevolmente questa forma di lavoro, proprio perché si trova in una zona di transizione al di là di posizioni stabilite. Questi spazi di transizione sono spazi liberi!

- Gli spazi autogestiti sono notevolmente differenti l’uno dall’altro. Questa varietà non può venir riassunta schematicamente e necessita dunque di strutture di promozione altrettanto differenziate in grado di  sostenere questa molteplicità da diverse prospettive. Noi reclamiamo spazi liberi anche nella promozione della cultura!

- Gli spazi autogestiti sono luoghi di sperimentazione,  in cui è possibile lavorare a ritmi differenti, dove  ambiti e ruoli sono mutevoli e  spesso nascono e si sviluppano relazioni collaborative. Sono spazi per timidi albori, per forme artistiche che qui si sentono più a loro agio, per artisti - e non solo -  che  interagiscono  volentieri in contesti differenti. Se questi spazi spariscono viene a mancare molto, moltissimo!

- Il nostro lavoro non consiste esclusivamente nella realizzazione di  progetti, bensì in processi continuativi e a lungo termine i cui risultati non sono prevedibili fin dall’inizio. Questa  nicchia è lo spazio in cui si sviluppano molte esperienze che in altri luoghi si non possono realizzare. Per questo motivo c’è bisogno di una promozione culturale che non supporti solamente progetti specifici bensì strutture e forme di lavoro continuative.

- Noi ci rifiutiamo d’essere fornitrici e fornitori di una scena artistica commercializzata che ci consola con promesse vaghe per il futuro, ma che non vuole discutere di una retribuzione appropriata del nostro lavoro e del pagamento dei costi dei nostri spazi. Il nostro lavoro, il lavoro degli artisti e di molti altri protagonisti della scena artistica deve essere finalmente riconosciuto in quanto tale!

- I premi non sono uno strumento di promozione appropriata! Illuminano come fari un particolare apparente, non la molteplicità. Questo si manifesta in modo evidente quando i premi – come nel caso degli Art Awards – vengono ridotti di numero, oppure quando – come nel caso della partnership tra pubblico e privato degli Swiss Exhibition Awards – ne rimane solo uno. Oltre alla tendenza alla commercializzazione siamo qui in contrasto con l'utilizzo inflazionato della parola “Swiss”.

Traduzione: Irene Grillo e Silvia Simoncelli

Freitag, 25. Mai 2012

eggn' spoon

Wir meinen

eggn’spoon (Nadja Baldini, Beat Huber) betreibt keinen eigenen Ausstellungsraum, sondern arbeitet als unabhängiges Künstler- und KuratorInnenteam ohne festes Jahresprogramm. Die Inhalte sind Programm. Die Entwicklung von Projekten braucht entsprechend der vorhandenen Resourcen entsprechend Zeit. Die Streichung der Jahressubventionen für unabhängige Kunsträume ist in unseren Augen ein kurzsichtiger und zugleich fataler Entscheid. Für selbstorganisierte operierende Räume bedeutet dies, dass sie in Zukunft unter äusserst schwierigen Bedingungen arbeiten müssen und der Faktor Zeit und Raum noch prekärer wird.

Diese kulturpolitische Haltung entspricht, wenn auch verdeckt, einer sich ausbreitenden Event- und Limelight-Kultur. Ereignisse, die wichtig sind, die man zeigen will, stellt man ins Licht. Man kann auch anders vorgehen. Wir fordern Halt zu machen vor Begebenheiten, die im Abseits oder im Halbdunkeln liegen und eben dadurch Orte für neue Dialoge und Entdeckungen sind. Aus dem institutionellen Halbschatten-Dasein, in dem sich teils die Off-Räume bewegen, öffnet sich ein experimenteller Raum, abseits von medialer Halbwertzeit wie Quotenmaximierung. Kleinere aber innovative Räume können eine Basis sein, eine Art Start Ups, die am Puls neuer Entwicklungen und Strömungen stehen und mit ihrer innovativen Themenwahl die Kulturlandschaft bereichern. Sie sind substantieller Teil eines Netzwerkes, das über die Landesgrenzen Ausstrahlung erzeugt. Sie mit einem minimalen Jahresbudget von (220'000) zu unterstützen erachten wir als absolute Notwendigkeit und minimale Anerkennung.

Das was die Off-Räume betreiben sehen wir als eine Art künstlerische und kuratorische Basisforschung. Für viele Kunst- und Kulturschaffende sind unabhängige Kunsträume die ersten Anlaufstellen, in denen experimentelle Kunst- und Forschungstendenzen ihre Öffentlichkeit finden. Doch diese Orte machen ihre Investigationen nicht unter dem Vergrösserungsglas medialer Öffentlichkeit, aber mit erfrischend innovativem und kreativem Potential. Die unabhängigen Kunsträume stiefmütterlich zu behandeln, zu vernachlässigen oder sogar zu ignorieren, könnte sich als eine grosse Fehlleistung entpuppen und ein trübes Licht auf den hochgelobten Kunst- und Forschungsstandort Schweiz werfen.

Die vielen kleinen und teils individuell aufgestellten Kunsträume sind ein Chor von Stimmen mit unterschiedlichen Solisten. Als unabhängiges Kollektiv verfolgen wir unterschiedliche, und doch ähnliche Ziele. Kreativarbeit ist Teil unseres Wesens und Wirkens.


Nadja Baldini / Beat Huber, eggn' spoon

Mittwoch, 23. Mai 2012

Les espaces d'art indépendants, à quoi ça sert?

Dans le cadre de la discussion sur les espaces d'art indépendants, du soutien que nous cherchons à obtenir de la part des pouvoirs publiques, une remarque a été formulée: au niveau politique, au niveau où les décisions budgétaires sont prises, l'utilité, le rôle de telles espaces n'est pas clair. On comprend bien ce qu'est un musée d'art contemporain, un lieu public qui présente des expositions temporaires ou permanentes. On comprend bien ce qu'est un centre d'art (ou Kunsthalle), une institution peut-être plus réactive que le musée qui joue entre le niveau national et international du monde de l'art.
Ces structures ont des fonctionnements de petites à moyennes entreprise (PME), avec des équipes, plus ou moins larges, et un budget conséquent qui leur permet de fonctionner l'année durant.

Les espaces d'art indépendants sont des structures encore plus flexible pour la plupart, en terme de fonctionnement. Cette flexibilité est leur principal atout. Elles sont à bien des égards plus réactives encore que les Kunsthalle. Mais la flexibilité a un coût. Ce coût ne s'exprime pas par un chiffre correspondant à une somme d'argent, mais le plus souvent par un coût humain: les différents responsables des espaces d'art indépendants donne beaucoup de leur temps, bénévolement, pour faire fonctionner la structure. La difficulté n'est pas toujours de trouver des fonds pour payer le travail, même si ce n'est pas une chose facile. La difficulté vient plutôt du fait qu'avec les fonds vient une demande administrative, souvent lourde, et que cette lourdeur se traduit en heure supplémentaires, qui ne peuvent pas toujours être comptées. Cette lourdeur, limite la flexibilité. On se retrouve dans un cercle vicieux où pour pouvoir rétribuer un travail qui se veut flexible, on se charge d'une structure administrative qui empêche la flexibilité.

Mais à quoi sert cette flexibilité? Pour pouvoir s'adapter à des modes de création émergeant, une telle flexibilité est nécessaire. Pour pouvoir imaginer de nouveaux format d'exposition, une telle flexibilité est nécessaire.
On pourrait assimiler les espaces d'art indépendants à un département Recherche et Développement (R&D) qu'on trouve dans les grandes entreprises. L'idée de ces départements est de concentrer la recherche et de la séparer, dans une certaine mesure, du reste de l'entreprise. Celle-ci est visible par ses produits à travers sa publicité. Elle ne met par contre pas forcément en avant le département R&D. Il s'agit à l'intérieur de celui-ci de conduire les expériences dans les nombreux domaines d'expertise de l'entreprise de sorte à trouver ce de quoi le futur de l'entreprise sera fait. Les expériences sont menées dans un certain sens, mais sont ouvertes aussi aux recherches dont la direction est indirectement en rapport avec l'entreprise, dans l'idée d'ouvrir les horizons, de ne pas laisser de côté des aspects qui permettraient à l'entreprise d'ouvrir de nouvelles opportunités.
A bien des égards, les espaces d'art indépendants fonctionnent de la même manière. Toutes les expériences, artistiques, curatoriales, ne mèneront pas forcément à la prochaine vague d'exposition dans les grands musées du monde. Mais elles auront le mérite d'avoir été tentées, testées, réalisées, évaluées.
Pour fonctionner de la sorte, les entreprises acceptent d'allouer une partie de leurs revenus annuels au département R&D, leur donnant la mission de chercher, d'expérimenter, dans un cadre protégé, administrativement, financièrement, ce qui permet en retour à ces départements R&D d'être extrêmement réactifs, d'avoir la flexibilité nécessaire à leurs recherches

L'analogie avec le monde de l'entreprise pour des petites structure comme les espaces d'art indépendants peut être dangereuse si elle est prise littéralement. Les départements de R&D sont tenus à des résultats tangibles, chiffrables. Le monde de la culture fonctionne différemment. Les résultats sont pour la plupart immatériels. Ou disons-le autrement: si la culture repose sur des objets, des événements, bien définissables, la vraie richesse qui en découle n'est pas une richesse qui s'exprime en chiffre. C'est une richesse d'esprit, la richesse de nos cultures, l'indice d'une société vivante et saine.

Les espaces d'art indépendants contribuent, par leurs recherches, par les discours qu'ils proposent, par les expériences qu'ils mènent, à la dynamique essentielle du monde de l'art, de la culture, de nos sociétés.


Raphael

raphisme.ch
Galerie J

Dienstag, 22. Mai 2012

STELLUNGNAHME ZUR STREICHUNG DER FÖRDERUNG FÜR AUSSTELLUNGSRÄUME

Mit der zu Beginn dieses Jahres in der Schweiz in Kraft getretenen, neuen Kulturförderungsverordnung hat sich die Situation von selbstorganisierten, nicht kommerziellen Räumen massiv verschlechtert. Anders als Institutionen wie Kunsthallen oder Museen stehen selbstorganisierten Räumen keine gesicherten, kontinuierlichen Fördergelder oder Subventionen auf städtischer oder kantonaler Ebene zur Verfügung. Wir müssen alle Gelder durch Gesuche an öffentliche und private Stiftungen einbringen. Die Streichung, beziehungsweise das unerklärte „Verschwinden“ von CHF 220‘000, die dem Bundesamt für Kultur bis anhin erst als sogenannte Jahressubventionen an Kunsträume zur Verfügung standen und die vor ein paar Jahren in «Preise für Kunsträume» umgeformt wurden hat dabei verheerende Auswirkungen. Damit fällt nicht nur dringend notwendige und mit vergleichsweise wenig administrativen Aufwand verbundene, nicht projektgebundene Unterstützung weg; es entsteht zudem ein größerer Druck auf andere Stiftungen und Institutionen. Dieser führt bereits jetzt dazu, dass die Beiträge von anderen Stellen oft kleiner ausfallen als in den Vorjahren oder nicht mehr jedes Jahr vergeben werden. Uns fehlt Geld, viel Geld! Ein halbes Jahr nach dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes zeichnet sich bereits ab, dass wir unter diesen Bedingungen unsere Räume nicht oder nur sehr reduziert weiter betreiben können.

Daher möchten wir mit dieser Stellungnahme einerseits über unsere Lage informieren und daraus abgeleitet folgende Forderungen aufstellen:

    •    Als Organisator_innen selbstorganisierter, nicht kommerzieller Räume waren wir schon vor diesem Jahr nicht oder kaum bezahlt für unsere Arbeit. Schon vor den aktuellen Veränderungen war es bereits schwierig die Gelder für unsere Räume aufzutreiben. Hier gibt es keinen Spielraum für Kürzungen!

    •    Seit diesem Jahr gibt es vom Bund keine Gelder mehr für Ausstellungsräume. Die Städte und Kantone reagierten bisher nicht durch eine Erhöhung ihrer Beiträge und auch private Stiftungen ziehen sich teilweise zurück oder reduzieren die Unterstützung. Unsere Lage geht daher alle etwas an: Die Zuständigen bei den Städten und Kantonen, bei BAK, Pro Helvetia und den privaten Stiftungen!

    •    Einige selbstorganisierte Räume bestehen nur für kurze Zeit, andere gibt es seit über 20 Jahren. Ob kurz oder lang, wir haben diese Arbeitsform bewusst gewählt, gerade weil sie sich in Zwischenbereichen und abseits festgeschriebener Positionierungen verortet. Diese Zwischenräume sind Freiräume!

    •    Selbstorganisierte Räume sind ausgesprochen unterschiedlich. Diese Vielfalt kann nicht in einfache Raster gefasst werden und braucht daher vielteilige Förderstrukturen, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf diese Vielstimmigkeit eingehen können. Wir fordern Freiräume auch in der Kulturförderung!

    •    Selbstorganisierte Räume sind Räume für Experimente, Orte an denen in anderen Zeitlichkeiten gearbeitet werden kann, an denen die Bereiche und Rollen beweglich sind und sich oft kollaborative Zusammenhänge ergeben. Räume für scheue Anfänge, für Kunstformen die sich an diesen Orten am wohlsten fühlen und für Künstler_innen und viele Andere die sich gerne in vielen unterschiedlichen Kontexten bewegen. Wenn das verschwindet fehlt viel, sehr viel!

    •    Unsere Arbeit besteht nicht nur aus Projekten, sondern aus kontinuierlichen, langzeitig angelegten Prozessen mit offenem Ausgang. Diese Lücke ist der Raum in dem vieles entsteht, das and anderen Orten nicht entstehen kann. Daher braucht es eine Förderung, die nicht nur engumfasste Projekte sondern fortlaufende Strukturen und Arbeit unterstützt.

    •    Wir weigern uns Zuliefernde für eine kommerzialisierte Kunstszene zu sein, die uns und die Künstler_innen mit lauen Versprechen auf die Zukunft vertröstet aber über das Bezahlen von Arbeit und die Kosten von Räumen nicht sprechen will. Unsere Arbeit, die Arbeit von Künstler_innen und von vielen anderen im Kulturbetrieb muss endlich als solche anerkannt werden! 

    •    Preise sind kein wirksames Förderinstrument! Ähnlich wie Leuchttürme zeichnen sie das scheinbar Besondere aus, nicht die Vielfalt. Dies zeigt sich insbesondere dann, wenn Preise – wie die Art Awards – in der Anzahl reduziert werden oder es nur noch einen davon gibt; wie die public private partnership Swiss Exhibition Award. Neben der Tendenz zur Vermarktung stossen wir uns hier an der inflationären Verwendung des Wortes „Swiss“.



Andrea Thal, Les Complices*
Irene Grillo, Sarah Infanger, Urs Lehni, Philip Matesic, Jeanette Polin, Stefan Wagner, Corner College
Andreas Marti, Dienstgebäude
Daniel Suter, Marks Blond Project 
Chri Frautschi, lokal-int 
Nicola Ruffo, Wäscherei Kunstverein Zürich
Martina-Sofie Wildberger und Raphael Juillard, Galerie J
Nadine Wietlisbach, sic! Raum für Kunst 
Nadja Baldini und Beat Huber, eggn' spoon
Ba Berger, Raum No 6 
Ramon Feller, Projekt Da
Pascal Häusermann, Kunstkammer

Samstag, 19. Mai 2012

Chri Frautschi von lokal-int.ch

Herzlichen dank für euren Vortoss!

Ich finde es wichtig, dass hier nochmals auf die neue Förderungspraxis beim BAK, resp. Pro Helvetia hingewiesen wird. Es ist unverständlich, dass es für die Arbeit von kuratorischen Kleinstinitiativen und Kunsträumen keinerlei Förderung mehr gibt.

Wenn man bedenkt,  wie wichtig diese Initiativen gerade für die junge Kunstszene sind, ist die eingeschlagene Politik wirklich ein Witz.

Gleichzeitig finde ich, muss man die Wichtigkeit dieser BAK-Preise auch relativieren. Ausgezeichnet wurden z.B 2011 12 Projekte. Wobei lediglich 4 davon als Basisräume bezeichntet werden können, die anderen ausgezeichneten waren Kunsthallen oder "Kunsthallenähnliche".. In der Schweiz bestehen aber mindestens 82 Initiativen die man als "kleine Kunsträume" bezeichnen könnte (siehe http://offoff.ch/swiss-spaces/ ). Finanziell waren also diese Preise lediglich für ein paar wenige relevant.

Bedenklich ist vorallem die Symbolkraft dieses Entscheides: Was nirgendwo im Förderungszirkus auftaucht wird auch viel weniger wahr- und ernstgenommen. In dem Sinne ist diese Nicht-mehr-Förderungspraxis ein Rückschlag für die ganze Offspace-Szene Schweiz. Dazu kommt, dass auch private Stiftungen (Fondation Nestlé pour l'Art, Göhner) ihre vormals recht breite Förderpolitik für Kunsträume eingestellt haben.

herzlich aus Biel

Chri Frautschi / www.lokal-int.ch

CHARTA 2016 ONLINE

Charta 2016 ist eine Initiative verschiedener kleiner Kunsträume in der Schweiz, die aufgrund der derzeitigen Förderpolitik der Eidgenossenschaft entstanden ist. Das Bundesamt für Kultur hob auf Ende 2011 die "Preise für innovative Kunsträume" auf. Damit entfällt nicht nur ein "prestigeträchtiger" Preis für Kunsträume, um an weitere Unterstützungsgelder von privaten Stiftungen zu gelangen, sondern für gewisse Kunsträume hat die Streichung existenzielle Konsequenzen. Kleine Kunsträume, die sich bereits unter OFF OFF zusammengeschlossen haben, leisten einen wesentlichen und wichtigen Beitrag in der kulturellen Vielfalt in der Ausstellungslandschaft der Schweiz, auch wenn sie über kein hochdotiertes Marketingbudget verfügen. Für viele Kunstschaffende bieten sie die erste Möglichkeit einer Präsentation. Aufgrund der Kleinheit können Sie Themen aufgreifen, die von grösseren Kunstinstitutionen marginalisiert oder nicht beachtet werden. Die Arbeit in diesen Räumen wird meist unentgeltlich verrichtet. Es ist deshalb in mehrfacher Hinsicht fragwürdig, dass diejenigen Räume, deren Strukturen sich stets durch konstante Neuerfindung und  Offenheit auszeichnen, von einer unsinnigen Spar- und Umverteilungspolitik, die im Zuge der Neudefinierung der Aufgaben von Bundesamt für Kultur und Pro Helvetia entstanden ist, nun vor einem Scherbenhaufen stehen.

In den nächsten Wochen und Monaten soll hier eine Diskussion angestossen werden, welche die Vielfalt und Eigenheiten von kleinen Kunsträumen darstellt. Diese Diskussion ist nicht hierarchisch gestaltet und soll jedem offen stehen, der sich zu dem Thema von Kulturpolitik äussern möchte.